Inselleben

FKK

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Sylt gilt vielerorts als die Insel der Reichen und Schönen und schon seit fast 100 Jahren gilt sie als die Insel der Nackten. Sylt prägte den Begriff der Freikörperkultur (FKK) mehr als jede andere Region des Landes. Bereits 1850 empfahl der Sylter Arzt A. Jenner, unter allen Umständen ohne Kleider zu baden, da auch noch so dünne Kleidung die belebende Wirkung des Wellenschlages behindere. Zudem kühle die nasse Kleidung den vom Wellenschlag erwärmten Körper zu schnell wieder aus. Also entstand auf der Insel eine erste Enklave des Nudistentums, und man ging, natürlich der Zeit entsprechend streng nach Geschlecht getrennt, an separaten Stränden erstmals unbekleidet zum Bade.

Von Anfang an war die stetig wachsende Gemeinde der Nudisten eine Gemeinschaft mit hehren Ansprüchen und nicht umsonst spricht man von einer Freikörper-Kultur. Auf Schildern wurde schon damals auf die FKK-Strände hingewiesen, versehen mit den frei nach Kant formulierten Grundsätzen der Nudisten »jedem das Seine« und » eine störe den anderen«. Eines der ersten textillosen Refugien war der Strandabschnitt »Abessinien« bei Westerland, wobei sich die Eröffnung der ersten »Luft- und Sonnenbäder für den unbekleideten Körper« im Jahre 1904 ohne großen Widerstand und in aller Stille vollzog. Weiterlesen

Kunst

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Kunstfreunde werden überrascht sein von dem hohen kulturellen Angebot, das ihnen die Insel bietet. Eine große Zahl an Galerien in praktisch allen Inselorten bürgt für eine große künstlerische Vielfalt und ein anspruchsvolles Niveau. Es würde wohl Tage in Anspruch nehmen, wenn man allen Sylter Galerien einen ausgiebigen Besuch abstatten wollte. Sylt-Ost ist zweifelsohne das Zentrum des insularen Kunsthandwerks, vor allem Archsum und Morsum sind immer einen Abstecher wert. Doch besonders viele dieser gemütlich-rustikalen Werkstätten und Läden findet man in Keitum dem kulturellen Herzen der Insel. Hier sind sie zu Hause, die kreativen Geister mit dem Kunstverstand, und das seit Generationen. Angesichts der ländlichen Idylle und der lauschigen Orte ist es kein Zufall, dass die Töpfer und Weber, die Goldschmiede und Glasbläser, die Kerzendreher und die vielen anderen Künstler dem Sylter Osten so verbunden sind.

Hier in Keitum, dem Ruhesitz der alten Kapitäne, hat das Kunsthandwerk eine lange Tradition. Zwar wurde bis zur letzten Jahrhundertwende noch vornehmlich für den Eigenbedarf getöpfert und gewoben, doch seit die Zahl der Sommerfrischler stetig anwuchs, entwickelte sich auch das Sylter Kunsthandwerk beständig weiter. Viele der heutigen Töpfereien knüpfen an diese Tradition an und verwenden ausschließlich inseltypische Materialien. Weiterlesen

Tradition

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Das Biikebrennen

Der 21. Februar gilt im hohen Norden Deutschlands als ein ganz besonderes Datum. Dann nämlich feiern die Friesen ihr Nationalfest, das sogenannte Biikebrennen. Weithin leuchtet in der Abenddämmerung der Feuerschein der großen Holzstapel, die auf den nordfriesischen Inseln und dem nahen Festland allerorten entzündet werden. Auch in den Sylter Dörfern wird diese alte Tradition sorgsam gehegt und gepflegt. Die Biiken, die den auswärtigen Besucher an die Osterfeuer erinnern werden, sind ein Stück lebendiges Brauchtum, dessen Bedeutung sich im Laufe der Jahrhunderte allerdings mehrmals gewandelt hat.
Die Ursprünge des Biikebrennens liegen in grauer Vorzeit. Als heidnische Opferrituale sollten die zehrenden Flammen die Götter gnädig stimmen, zugleich symbolisierten die Feuer den Glauben an die Naturkräfte. In späterer Zeit standen die Biiken für die Vertreibung des Winters und dienten zeitweilig auch als Warnsignal, wenn etwa Piraten vor der Küste aufkreuzten. Als sich im 17. und 18. Jahrhundert zahlreiche Sylter als Seefahrer verdingten, wurden sie von ihren Angehörigen mit den weithin leuchtenden Feuern verabschiedet; einige der Männer nutzten die Biiken auch als Treffpunkt, um sich für einen der nächsten Tage für die gemeinsame Abreise nach Hamburg oder Holland zu verabreden, wo sie auf Walfangschiffen anheuerten. Im 19. Jahrhundert wandelte sich die Bedeutung der Biiken dahingehend, dass sie das Gefühl der Zusammengehörigkeit stärken sollten. Den typischen Wortlaut dafür vermittelt eine Ansprache an der Keitumer Biike zu Beginn unseres Jahrhunderts: »Wir kommen zusammen zum heimischen Thing, wohlan denn, Ihr Männer, so schließet den Ring. Und weit sei das Herz, das Auge sei klar, und rein sei die Hand, der Mund sei wahr. Verwahrt Euch der Väter trotzige Kraft, den starken Geist, der das Gute nur schafft. Hier tagten die Friesen vor tausend Jahren, für Freiheit wagten sie Leben und Gut, und hier entfachten die Scharen des Opferbrandes geheiligte Glut.« Weiterlesen